Paul Unger

heta6007.jpg       fj23.jpg       heta6016.jpg

Paul Unger war schon als Inbetriebnehmer tätig, als der Betrieb noch „Askania“ hieß
und an die Bezeichnung „Einfahrer“ noch gar nicht zu denken war. Er war also ein
“ganz alter Askanese“. Obwohl meines Wissens kein Ing., hatte er ein ausgeprägtes technisches Verständnis. Zu seiner Zeit gab es noch keine pneumatischen, sondern „nur“
die ölhydraulischen Strahlrohrregler. Diese wurden auch für die Heißdampftemperaturregelung an Dampferzeugern eingesetzt und waren auf der Kesseldecke montiert. Bei der Arbeit in der Hitze dort oben hat Paul sich schwer erkältet. Ob das zu seinem allzu frühen Tod, nicht lange vor Erreichen des Rentenalters, beigetragen hat weiß ich nicht. Fakt ist, daß er im Diabetes-Sanatorium Hohenelse bei Rheinsberg war.
Paule war so oft in Ungarn, daß er dort schon als „Onkel Paul“ bekannt war. Demzufolge
war er Experte für Paprika, der zu dieser Zeit (etwa 1960) in der DDR noch nicht so sehr bekannt war. Und er klärte uns in seinem berliner Dialekt auf:
“Eh de dir dran jewöhnt hast beißter dir dreimal: det erste Mal beim Fressen, det zweite Mal beim Schiffen und det dritte Mal beim Scheißen. Und wenn de mal eine hast die nicht so will:
mit dem Paprikafinger ran – die springt dir mit …..(das Weitere ist nicht mehr druckreif).
 Einmal war Eddy Makus (er lebt leider auch schon nicht mehr) aus Ungarn zurückgekommen und hatte als Geschenk für seine Kollegen scharfe Paprikaschoten mitgebracht. Paule Unger ermutigte mich: Sei nicht so schüchtern, laß dir ein paar geben. Und wenn deine Frau mal wieder Goulasch macht – zweie mit rein, was denkste wie das schmeckt!
Gesagt, getan. Wie da Schicksal so spielt, kam gerade an diesem Tag meine Schwiegermutter unangemeldet zu Besuch. Das Essen war so scharf, daß es kaum zu genießen war.
Als ich mich dann bei Paule Unger über seinen Ratschlag beklagte, sagte er:
“Zwei Schoten,  bist du verrückt? Höchstens eine!“

Die folgende Geschichte soll Paul gerne selbst erzählt haben:
Ein ölhydraulisches Steuerwerk funktionierte nicht ordentlich. Erste Kontrolle galt immer dem Strahlrohr, welches gerne mal verstopfte. Paul kroch also in den Reglerschrank, zwängte sich zu dem Steuerwerk und baute das Strahlrohr aus. In dem Moment schaltete jemand das zentrale Ölpumpwerk ein. Durch die Enge bekam Paul seinen Kopf nicht so schnell aus dem Ölstrahl. Laut fluchend kam er aus dem Reglerschrank, er sah aus wie eine Ölsardine.

Hans Völker

Comments are closed.